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(Placebo) Nocebo Wir denken uns krank
11 Okt 2016 19:59 #167
von Karin
(Placebo) Nocebo Wir denken uns krank wurde erstellt von Karin
Die Angst, krank zu sein, macht krank. Diese Angst entsteht durch unnötige Röntgenbilder, nutzlose Gentests und unpräzise Beipackzettel.
Medikamente, Krankheit, Psychologie, Gesundheitswesen, Gesundheitskosten, Medizin, Vorsorgeuntersuchung, Prävention, Gesundheit, Arzt, Placebo
Derek Adams schluckte 29 Pillen gegen Depressionen. Seine Freundin hatte ihn verlassen, er wollte nie mehr aufwachen. Jetzt lag der 26-Jährige in kritischem Zustand auf der Notfallstation, doch die Ärzte konnten ihn nicht stabilisieren. Adams hatte die Antidepressiva als Teilnehmer einer Medikamentenstudie erhalten. Was er nicht wusste: Seine Antidepressiva enthielten keinen Wirkstoff. Er gehörte zu jenen Versuchspersonen, die nur ein Scheinmedikament erhalten hatten, ein Placebo. Dennoch zeigten sich jetzt die typischen Symptome einer Überdosierung. Als man Adams in der Klinik über die Scheinpräparate aufklärte, verschwanden seine Beschwerden in kurzer Zeit.
Der 2007 veröffentlichte Fall gilt als Klassiker in der sogenannten Nocebo-Forschung. Nocebo (lateinisch für «Ich werde schaden») ist der unheimliche Zwilling des Placebos («Ich werde gefallen»). In beiden Fällen geht es um weit mehr als Tabletten. Es geht um Erwartungshaltungen von Patienten, um Ängste und Hoffnungen, die der Arzt wesentlich mitprägt.
Voodoo im weissen Kittel
Die Magie der Voodoo-Religion hat den Neurologen Magnus Heier nicht losgelassen, seit er aus Afrika zurückkehrte: Dort und in Teilen Amerikas hat der Kult bis heute einen starken Einfluss. Voodoo-Priester können Menschen mit einem Zauber verhexen oder gar sterben lassen. «Für uns Europäer ist das eine absurde Nummer, weil wir nicht daran glauben. Ich habe mich aber gefragt, ob wir Ärzte nicht Ähnliches bewirken, in einem anderen Kontext und mit anderen Mitteln. Ich brauche keine Trommel und kein Rauchwerk, aber ich habe einen Kernspintomographen und einen weissen Kittel.»
Heier, der im Ruhrgebiet eine neurologische Praxis führt, hat die wissenschaftliche Literatur zur Beeinflussung von Patienten durch Ärzte, Medien und Pharma durchforstet. Seine Erkenntnisse hat er im Buch «Nocebo: Wers glaubt, wird krank» versammelt. Fazit: «Wir betreiben Voodoo – aus Versehen oder aus Unwissenheit. Und das macht viele erst richtig krank.»
Einen verheerenden Nocebo-Effekt hat Heier in seinem eigenen Fachgebiet ausfindig gemacht, in der Volkskrankheit Rückenschmerzen. «Man muss wissen, dass in den allermeisten Fällen keine klare Ursache gefunden wird. Es gibt dann aber nur vier Gründe, einen Rücken mit bildgebenden Verfahren weiter zu untersuchen: Taubheitsgefühle oder Lähmungen an den Extremitäten, plötzliche Blasen- oder Darmprobleme. In diesen Fällen könnte tatsächlich ein Nerv zerstört werden.» Die Praxis sieht anders aus: Es wird fast standardmässig geröntgt und in Röhren geschoben, um Bilder zu produzieren. «Die Apparate stehen eben da und wollen genutzt werden», sagt Heier. Das ist zwar teuer, aber etwas Schlimmeres kommt hinzu. «Diese Bilder machen krank.»
hier bitte weiter lesen; www.beobachter.ch/leben-gesundheit/mediz...ir-denken-uns-krank/
Medikamente, Krankheit, Psychologie, Gesundheitswesen, Gesundheitskosten, Medizin, Vorsorgeuntersuchung, Prävention, Gesundheit, Arzt, Placebo
Derek Adams schluckte 29 Pillen gegen Depressionen. Seine Freundin hatte ihn verlassen, er wollte nie mehr aufwachen. Jetzt lag der 26-Jährige in kritischem Zustand auf der Notfallstation, doch die Ärzte konnten ihn nicht stabilisieren. Adams hatte die Antidepressiva als Teilnehmer einer Medikamentenstudie erhalten. Was er nicht wusste: Seine Antidepressiva enthielten keinen Wirkstoff. Er gehörte zu jenen Versuchspersonen, die nur ein Scheinmedikament erhalten hatten, ein Placebo. Dennoch zeigten sich jetzt die typischen Symptome einer Überdosierung. Als man Adams in der Klinik über die Scheinpräparate aufklärte, verschwanden seine Beschwerden in kurzer Zeit.
Der 2007 veröffentlichte Fall gilt als Klassiker in der sogenannten Nocebo-Forschung. Nocebo (lateinisch für «Ich werde schaden») ist der unheimliche Zwilling des Placebos («Ich werde gefallen»). In beiden Fällen geht es um weit mehr als Tabletten. Es geht um Erwartungshaltungen von Patienten, um Ängste und Hoffnungen, die der Arzt wesentlich mitprägt.
Voodoo im weissen Kittel
Die Magie der Voodoo-Religion hat den Neurologen Magnus Heier nicht losgelassen, seit er aus Afrika zurückkehrte: Dort und in Teilen Amerikas hat der Kult bis heute einen starken Einfluss. Voodoo-Priester können Menschen mit einem Zauber verhexen oder gar sterben lassen. «Für uns Europäer ist das eine absurde Nummer, weil wir nicht daran glauben. Ich habe mich aber gefragt, ob wir Ärzte nicht Ähnliches bewirken, in einem anderen Kontext und mit anderen Mitteln. Ich brauche keine Trommel und kein Rauchwerk, aber ich habe einen Kernspintomographen und einen weissen Kittel.»
Heier, der im Ruhrgebiet eine neurologische Praxis führt, hat die wissenschaftliche Literatur zur Beeinflussung von Patienten durch Ärzte, Medien und Pharma durchforstet. Seine Erkenntnisse hat er im Buch «Nocebo: Wers glaubt, wird krank» versammelt. Fazit: «Wir betreiben Voodoo – aus Versehen oder aus Unwissenheit. Und das macht viele erst richtig krank.»
Einen verheerenden Nocebo-Effekt hat Heier in seinem eigenen Fachgebiet ausfindig gemacht, in der Volkskrankheit Rückenschmerzen. «Man muss wissen, dass in den allermeisten Fällen keine klare Ursache gefunden wird. Es gibt dann aber nur vier Gründe, einen Rücken mit bildgebenden Verfahren weiter zu untersuchen: Taubheitsgefühle oder Lähmungen an den Extremitäten, plötzliche Blasen- oder Darmprobleme. In diesen Fällen könnte tatsächlich ein Nerv zerstört werden.» Die Praxis sieht anders aus: Es wird fast standardmässig geröntgt und in Röhren geschoben, um Bilder zu produzieren. «Die Apparate stehen eben da und wollen genutzt werden», sagt Heier. Das ist zwar teuer, aber etwas Schlimmeres kommt hinzu. «Diese Bilder machen krank.»
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