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Gesunde werden zu Patienten gemacht
24 Mär 2015 11:00 - 24 Mär 2015 14:43 #27
von Karin
Gesunde werden zu Patienten gemacht wurde erstellt von Karin
Na ja alle Geräte in der Medizin müssen von uns Patieten gezahlt werden, nachmal vielleicht auch mit dem Leben?
Schon hart der Bericht:
Krank durch Früherkennung
Wenn Gesunde zu Patienten werden
"Wer sich für gesund hält, der ist nur noch nicht gründlich genug untersucht." Was als Ärztewitz daherkommt, ist leider bittere Realität: Allgemeine Gesundheits-Checkups konnten in großen Studien kaum Nutzen zeigen. Im Gegenteil: Unnötige Untersuchungen produzieren nur neue Patienten. Wir müssen uns von der Vorstellung verabschieden, dass Früherkennung gut für die Gesundheit ist, sagen renommierte Ärzte.
Lupe
Risiko Mammografie-Screening: Durch falsch-positive Diagnosen werden tausende Frauen im Jahr unnötig zu Krebs-Patientinnen.
Früherkennung von Krebs rettet Leben. Je früher ein Tumor entdeckt wird, desto höher sind die Chancen auf Heilung. Diesem Mantra der Onkologie, der Wissenschaft, die sich mit Krebs befasst, widerspricht kein vernünftiger Arzt. Doch immer mehr Krebsärzte weisen auf einen problematischen Aspekt der Früherkennung hin: Früherkennung führt auch zu zahlreichen unnötigen Therapien.
Früherkennung produziert Patienten
Lupe
Dr. Lasse Krogsböll, Uniklinik Kopenhagen: "Allgemeine Gesundheits-Checkups konnten in großen Studien keinen Nutzen zeigen."
Die Vorsorgeuntersuchungen werden immer besser und genauer. Schon minimale Abweichungen von der Norm fallen auf. Auch bei Gewebeuntersuchungen im Rahmen der Krebsvorsorge werden abnorme Zellen gefunden, die vielleicht niemals oder erst nach Jahrzehnten krank machen würden. Ärzte des renommierten US-National Cancer Instituts weisen 2013 auf diesen Zusammenhang hin. Unter dieser Hiobsbotschaft "Krebs" würden die Onkologen auch Befunde versammeln, die unbehandelt nicht zum Tod führen würden. Die Verwendung des Begriffs "Krebs" sei in diesen Fällen unangebracht, so die Forscher. Die US-Wissenschaftler weisen darauf hin, dass die Vorsorge Vorstufen von Krebs erkennen könne, die nie in Erscheinung getreten wären. Diese "ungefährlichen Wucherungen" müssten auch nicht oder noch nicht behandelt werden.
Prostata: 12,5 Prozent falsch-positive Ergebnisse
© dpa Lupe
Brustkrebsvorsorege steht in der Kritik
Die US-Wissenschaftler sprachen sich dafür aus, Zellabnormalitäten, die unbehandelt nicht zum Tod führen würden, nicht mit dem Wort "Krebs" zu benennen. Dafür müssten neue Begrifflichkeiten und Methoden entwickelt werden, die aggressive von ungefährlichen Tumoren unterscheiden könnten.
Vor allem der PSA-Test für Prostatakrebs ist im Fokus der Kritik. Er produziert in vielen Fällen falsche Krebsdiagnosen. Finnische Ärzte berichteten vor drei Jahren im "British Journal of Cancer", dass der PSA-Test in 12,5 Prozent aller Untersuchungen eine Krebsdiagnose anzeigt, obwohl gar kein Tumor wächst. Nach einem positiven Test darf also nicht gleich zum Messer gegriffen werden, sondern weitere Untersuchungen müssen zeigen, ob tatsächlich Krebs vorliegt. Unnötige Operationen an der Prostata sind möglichst zu vermeiden. Häufig kommt es nach Operationen zu schweren Nebenwirkungen wie etwa Impotenz oder Inkontinenz.
Bruskrebsvorsorge: viele falsch-positive Befunde
Lupe
Nach einer bangen Woche hält Frau H. das Ergebnis ihrer Mammografie in den Händen. Leider keine Entwarnung: Um einen "unklaren Befund" abzuklären, muss sie noch einmal zur Untersuchung. Ist es Krebs?
Ebenso schwierig zu interpretieren sind die Ergebnisse der Reihenvorsorgeuntersuchungen bei Buskrebs. Dieser ist die häufigste Krebsart bei Frauen. Alle 27 Minuten stirbt eine Frau an den Folgen der Krankheit. Vorsorge ich wichtig und richtig, betonen die Befürworter. Doch einige Statistiken zeigen, dass von zehn Frauen, die einen Befund in der Mammografie haben, nur eine tatsächlich an Brustkrebs erkrankt ist.
Das Screening kann Leben retten - aber auch fatale Fehlalarme auslösen, so die Wissenschaft. Drei bis vier Prozent der falsch-positiven Mammografie-Diagnosen werden auch bei einer Biopsie, also einer Entnahme von Gewebeproben, falsch-positiv bewertet. Das heißt, sie durchlaufen eine Behandlung von der Operation bis hin zu einer Bestrahlung oder Chemotherapie ohne das sie einen bösartigen Tumor haben. Eigentlich ein unhaltbarer Zustand. Die Zahl der falsch-positiven Krebsdiagnosen müsse unbedingt gesenkt werden, denn auch die psychischen Folgen seien gravierend.
Ebenso hohe Zahl falsch-negativer Ergebnisse
Auch wenn die Reihenuntersuchung der Frau bescheinigt, sie haben keinen Brustkrebs, ist diese Aussage mit Vorsicht zu genießen: Von zehn untersuchten Frauen wird bei ein bis zwei der Krebs nicht erkannt.
Trotz der vielen möglichen Fehler bei der Brustkrebsvorsorge halten die meisten Frauenärzte und Onkologen die Teilnahme ab einem gewissen Alter für wichtig. Doch bei einem positiven Ergebnis muss jeder Frau bewusst sein, dass es viele Fehlarme geben kann. Eine zweite Meinung eines anderen Facharztes sollte bei einem Befund eingeholt werden. Und ganz wichtig ist es Ruhe zu bewahren.
In dieser Richtung geht auch das Ergebnis einer Studie eines europäisches Ärzteteams um den Epidemiologen Paci aus Florenz. Diese hat ergeben, dass der Nutzen eines Brustkrebs-Screenings die Nachteile aufwiegt. Die Chance, durch das Brustkrebsscreening Leben zu retten, sei größer als das Risiko einer Überdiagnostik.
Sehen Sie am Dienstag, 17. März 2015, 19.30 Uhr einen Film von Frank Wittig, der die negativen Seiten von Vorsorgeuntersuchungen beleuchtet. Der Filmemacher erklärt, welche Untersuchungen sinnvoll und welche unnötig, wenn nicht sogar potenziell schädlich sind. Auch werden exemplarische Einzelschicksale vorgestellt. Der Film zeigt, wie das Modell der Früherkennung, an das sich alle gewöhnt haben, Risse bekommt. Der Film stellt auch die Studien vor, die zeigen, dass das Mammografie-Screening kaum messbare Erfolge hat, was die Überlebenswahrscheinlichkeit bei Brustkrebs angeht, sondern sogar Risiken birgt.
www.3sat.de/page/?source=%2Fard%2Fsendung%2F180873%2Findex.html
Schon hart der Bericht:
Krank durch Früherkennung
Wenn Gesunde zu Patienten werden
"Wer sich für gesund hält, der ist nur noch nicht gründlich genug untersucht." Was als Ärztewitz daherkommt, ist leider bittere Realität: Allgemeine Gesundheits-Checkups konnten in großen Studien kaum Nutzen zeigen. Im Gegenteil: Unnötige Untersuchungen produzieren nur neue Patienten. Wir müssen uns von der Vorstellung verabschieden, dass Früherkennung gut für die Gesundheit ist, sagen renommierte Ärzte.
Lupe
Risiko Mammografie-Screening: Durch falsch-positive Diagnosen werden tausende Frauen im Jahr unnötig zu Krebs-Patientinnen.
Früherkennung von Krebs rettet Leben. Je früher ein Tumor entdeckt wird, desto höher sind die Chancen auf Heilung. Diesem Mantra der Onkologie, der Wissenschaft, die sich mit Krebs befasst, widerspricht kein vernünftiger Arzt. Doch immer mehr Krebsärzte weisen auf einen problematischen Aspekt der Früherkennung hin: Früherkennung führt auch zu zahlreichen unnötigen Therapien.
Früherkennung produziert Patienten
Lupe
Dr. Lasse Krogsböll, Uniklinik Kopenhagen: "Allgemeine Gesundheits-Checkups konnten in großen Studien keinen Nutzen zeigen."
Die Vorsorgeuntersuchungen werden immer besser und genauer. Schon minimale Abweichungen von der Norm fallen auf. Auch bei Gewebeuntersuchungen im Rahmen der Krebsvorsorge werden abnorme Zellen gefunden, die vielleicht niemals oder erst nach Jahrzehnten krank machen würden. Ärzte des renommierten US-National Cancer Instituts weisen 2013 auf diesen Zusammenhang hin. Unter dieser Hiobsbotschaft "Krebs" würden die Onkologen auch Befunde versammeln, die unbehandelt nicht zum Tod führen würden. Die Verwendung des Begriffs "Krebs" sei in diesen Fällen unangebracht, so die Forscher. Die US-Wissenschaftler weisen darauf hin, dass die Vorsorge Vorstufen von Krebs erkennen könne, die nie in Erscheinung getreten wären. Diese "ungefährlichen Wucherungen" müssten auch nicht oder noch nicht behandelt werden.
Prostata: 12,5 Prozent falsch-positive Ergebnisse
© dpa Lupe
Brustkrebsvorsorege steht in der Kritik
Die US-Wissenschaftler sprachen sich dafür aus, Zellabnormalitäten, die unbehandelt nicht zum Tod führen würden, nicht mit dem Wort "Krebs" zu benennen. Dafür müssten neue Begrifflichkeiten und Methoden entwickelt werden, die aggressive von ungefährlichen Tumoren unterscheiden könnten.
Vor allem der PSA-Test für Prostatakrebs ist im Fokus der Kritik. Er produziert in vielen Fällen falsche Krebsdiagnosen. Finnische Ärzte berichteten vor drei Jahren im "British Journal of Cancer", dass der PSA-Test in 12,5 Prozent aller Untersuchungen eine Krebsdiagnose anzeigt, obwohl gar kein Tumor wächst. Nach einem positiven Test darf also nicht gleich zum Messer gegriffen werden, sondern weitere Untersuchungen müssen zeigen, ob tatsächlich Krebs vorliegt. Unnötige Operationen an der Prostata sind möglichst zu vermeiden. Häufig kommt es nach Operationen zu schweren Nebenwirkungen wie etwa Impotenz oder Inkontinenz.
Bruskrebsvorsorge: viele falsch-positive Befunde
Lupe
Nach einer bangen Woche hält Frau H. das Ergebnis ihrer Mammografie in den Händen. Leider keine Entwarnung: Um einen "unklaren Befund" abzuklären, muss sie noch einmal zur Untersuchung. Ist es Krebs?
Ebenso schwierig zu interpretieren sind die Ergebnisse der Reihenvorsorgeuntersuchungen bei Buskrebs. Dieser ist die häufigste Krebsart bei Frauen. Alle 27 Minuten stirbt eine Frau an den Folgen der Krankheit. Vorsorge ich wichtig und richtig, betonen die Befürworter. Doch einige Statistiken zeigen, dass von zehn Frauen, die einen Befund in der Mammografie haben, nur eine tatsächlich an Brustkrebs erkrankt ist.
Das Screening kann Leben retten - aber auch fatale Fehlalarme auslösen, so die Wissenschaft. Drei bis vier Prozent der falsch-positiven Mammografie-Diagnosen werden auch bei einer Biopsie, also einer Entnahme von Gewebeproben, falsch-positiv bewertet. Das heißt, sie durchlaufen eine Behandlung von der Operation bis hin zu einer Bestrahlung oder Chemotherapie ohne das sie einen bösartigen Tumor haben. Eigentlich ein unhaltbarer Zustand. Die Zahl der falsch-positiven Krebsdiagnosen müsse unbedingt gesenkt werden, denn auch die psychischen Folgen seien gravierend.
Ebenso hohe Zahl falsch-negativer Ergebnisse
Auch wenn die Reihenuntersuchung der Frau bescheinigt, sie haben keinen Brustkrebs, ist diese Aussage mit Vorsicht zu genießen: Von zehn untersuchten Frauen wird bei ein bis zwei der Krebs nicht erkannt.
Trotz der vielen möglichen Fehler bei der Brustkrebsvorsorge halten die meisten Frauenärzte und Onkologen die Teilnahme ab einem gewissen Alter für wichtig. Doch bei einem positiven Ergebnis muss jeder Frau bewusst sein, dass es viele Fehlarme geben kann. Eine zweite Meinung eines anderen Facharztes sollte bei einem Befund eingeholt werden. Und ganz wichtig ist es Ruhe zu bewahren.
In dieser Richtung geht auch das Ergebnis einer Studie eines europäisches Ärzteteams um den Epidemiologen Paci aus Florenz. Diese hat ergeben, dass der Nutzen eines Brustkrebs-Screenings die Nachteile aufwiegt. Die Chance, durch das Brustkrebsscreening Leben zu retten, sei größer als das Risiko einer Überdiagnostik.
Sehen Sie am Dienstag, 17. März 2015, 19.30 Uhr einen Film von Frank Wittig, der die negativen Seiten von Vorsorgeuntersuchungen beleuchtet. Der Filmemacher erklärt, welche Untersuchungen sinnvoll und welche unnötig, wenn nicht sogar potenziell schädlich sind. Auch werden exemplarische Einzelschicksale vorgestellt. Der Film zeigt, wie das Modell der Früherkennung, an das sich alle gewöhnt haben, Risse bekommt. Der Film stellt auch die Studien vor, die zeigen, dass das Mammografie-Screening kaum messbare Erfolge hat, was die Überlebenswahrscheinlichkeit bei Brustkrebs angeht, sondern sogar Risiken birgt.
www.3sat.de/page/?source=%2Fard%2Fsendung%2F180873%2Findex.html
Letzte Änderung: 24 Mär 2015 14:43 von Karin.
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